Šediváčkův long 2013

BEST TRAININGS CAMP EVER (= wieder Tour)

Zustimmend nickten alle Anwesenden, als ich - mehr zu mir selbst - meinte, daß es doch jeder Czechlongtrail verdiene, mit einem Bericht abgeschlossen zu werden.

Also schreibe ich auch heuer, sobald es mir im Krankenbett etwas zu eng wird (= es mir etwas besser geht), wieder einige Zeilen zur Erinnerung an eine glückliche Zeit mit meinen Hunden auf dem Trail, auch wenn ich mit Sannerk den dritten Start erlebte und es auch für Cheyenne bereits die zweite gemeinsame Zeit im Adlergebirge war. Wir kannten die Strecke, wir kannten den Ablauf, wir haben wieder am Hin- wie am Rückweg bei lieben Freunden Station gemacht, ich hatte im rollenden “Kaffeehaus Brantner” mein Frühstück und so manch warme Minute schon fix gebucht, wir hatten in den Vorjahren Trailbekanntschaften geschlossen, auf deren Wiedesehen ich mich genauso freute wie auf “Deštné” mit all seinen (anderen) Gesichtern! Andererseits, und davon lebt dieser heurige Bericht, ist trotzdem auch alles anders …

 

Das “Red-Lantern-Team” (1. Arbeitstitel), oder auch die “Recreational Racers, …” (2., zu langatmiger Arbeitstitel), will heuer noch in Rußland an zwei Rennen teilnehmen, dem NORTH HOPE und dem KALEVALA. Der CZECHLONGTRAIL 2013 (= Šediváčkův long 2013 mit Start und Ziel in Deštné v Orlických horách) ist also nicht wie sonst unser kanider Jahreshöhepunkt, sondern ein wichtiger Abschnitt am Weg zum Kalevala in russisch Karelien. Das Team besteht aus Wolfgang Brantner mit Ayka, Eddie, Xena, Spirit, Billy, Nanuq und mir mit Sheyenne und Sannerk. Nun ja, mein Lebenstraum - mit den Hunden unter dem Polarlicht unterwegs zu sein - ist doch für den ein oder anderen ansteckungsgefährdend ;) Die dritte Idee, die

 

SNOW (in rot)

DOG (in weiß)

TREKKA (in rot)

 

oder auch biederer „Snow Dog Trekker“, sickerte gerade mit höchster Aussicht auf einen Stockerlplatz in unsere Sympathien ein …

Wolfgang und ich peilten heuer die gesamte Renndistanz von 245 km an, auch wenn das Schneetraining - wie für die allermeisten anderen Teilnehmer auch - äußerst kurz ausfiel. So stand ich heuer erst ungefähr 10 Tage zuvor erstmals auf meinen Langlaufskiern … Andererseits hatten wir als Dogtrekkingteam seit dem letzten Šediváčkův long über´s Jahr gut 1800 Trainingskilometer in unsere Pfoten gebracht - das wird eine spannende Sache! Vor zwei Jahren war ich mit Sannerk erstmals hier, als Skijöringteam schnupperten wir in der Tourenkategorie Longtrailluft, im Vorjahr war Sheyenne mit dabei und vor der Pulka (was ohnehin eine höhere Herausforderung ist) gewährte ich auch ihr ein behutsames Herantasten an lange Strecken in der Tourenkategorie und heuer, da soll es die gesamte Distanz sein. Aber das Hauptziel blieb: Kalevala im März!

 

Mir ewig erschienenes Packen war letztendlich erledigt und dem Aufbruch nach Norden stand nichts mehr im Wege. Nach nicht einmal zwei Stunden entspannter Fahrt kamen wir an einer mittlerweile vertrauten Mühle in Mähren an, traten ein, wurden herzlich empfangen und bewirtet … Nur durch einen kleinen Arbeitseinsatz unterbrochen, ich „musste“ Baggerlefahren, nahm die gemütliche Gastlichkeit bis zum nächsten Vormittag kein Ende, als Udo (das „Knie“, = Vossi) und ich im Konvoi nach Norden weiterzogen.

 

Heuer wollte er es auch wissen. Er hatte sich mit Backcountry-Langlaufskiern ausgestattet und war bereits 5 km (in Summe) darauf gestanden! Ich fand´s toll, dass er sich ausloten wollte - zu wenig Training, aber Mut lässt sich einmal nicht kaufen! Da fällt mir unweigerlich ein Arbeitskollege meines Onkels Bert ein, der, noch nie auf Langlaufskiern gestanden am Wasalauf teilnahm und diesen auch regulär beendete! Danach zog er sich eine Woche in ein Sanatorium zurück … aber das machen manche Ultrasportler ja auch …

 

Als reguläres Skijöring- und Pulkateam ist man im ersten Startfenster positioniert. Das war konträr zum gewohnten Ablauf, denn in der Tour findet man sich im letzten Startfenster wieder. Das erfreute mich nicht besonders, aber es bereitete mir auch kein Kopfzerbrechen - nur Streß! Mein Start erfolgte erst im zweiten Startfenster, was die Offiziellen aber mit keiner Wimper zucken ließ! J Mit den ersten Gespannen erstieg ich die erste Kuppe, wo ich in die Bindung sprang und bald die Pulkabremse zum ersten Bachlauf hinunter betätigte. Wir waren wieder am Trail! Mein Blick schweifte, erblickte etwas skeptisch ein Grasbüschel auf der Pulkabremsklaue, schweifte wieder und ein Gefühl des Heimkommens machte sich breit. Auch wenn heuer weniger Schnee als im Vorjahr lag, er lag ausreichend und rechtzeitig, und wir waren unterwegs zum Bergrücken, am Weg nach oben. Wir waren wieder hier …

Irgendwann konnte ich doch nicht mehr anders, als die Kamera aus der Jackenbrusttasche herauszuangeln und mit dem Einfangen von Eindrücken zu beginnen. Heuer war ich aber wirklich beherrscht: nur 393 Photos(topps - statt 759 im vorjährigen Bewerb)! Aus dem Nebelreich arbeiteten wir uns zu helleren Höhen hinauf, aber es blieb den ganzen Tag bedeckt. Die Herausforderung des Tages bestand in der Streckenlänge von 60 km und 1900 bis 2000 Höhenmetern. Gut ging es dahin, Überholvorgänge gingen allesamt problemlos vonstatten - egal, welche Rolle uns zukam. Die kurze Abfahrt an der Quellfassung vorbei hatte es ganz schön in sich und der erste Teil der Abfahrt zur polnischen Grenze erst recht: es lag sehr wenig Schnee und die Pulkabremse schlug hart von Felsen und Steinen zurück. Mein Zoll betrug einen Langlaufstock, aber, haha, ich hatte gelernt und einen Reservestock dabei J Danach folgte ein toll präparierter Trail und im Tal gelangten wir auf die Loipe, wo wir nach vier Stunden Fahrt eine kurze Pause mit Snacks genossen.

Über die Loipen und gut präparierte Trails ging es zurück, beim Checkpoint nach dem KO-Point traf ich auf Vossi-Udo, auch die Hunde begrüßten sich freudig. Sannerk hatte sich „Seine“ Abzweigungen vom Vorjahr so gut eingeprägt, dass er auch diesmal sehr beharrlich dort weiter wollte. Erstaunlicherweise reagierte er anscheinend ängstlich auf fremde Führungshilfe bzw. widersetzte er sich und beteiligte sich rege am Pulkagestängbiegen. Die Helfer agierten dann noch vorsichtiger, was ihn in seiner Entscheidung wieder stärkte … Letztlich waren wir dann doch wieder am Trail von 2011 und auch die neue Stirnlampe mit den Batterien am Körper kam mit Bravour zum Einsatz - danke, „mein“ Ausrüstungsberater und -tester Gerhard!

 

Der Trail war heuer über längere Abschnitte als ich es von den letzten beiden Jahren kannte wirklich gut präpariert (es fehlten z. B. auch drei Hasardschanzen) nur die gefährlichen Bereiche (gelbe Abfahrten), die erschienen mir gefährlicher. Aber für die Schneemenge kann ja niemand was, ein großes Lob jedenfalls für die Organisation! Alleine der Traktorspurabschnitt war etwas nervig; zwei tiefe Fahrrillen mit einem längslaufenden Buckel inmitten. Hatte Sannerk als Leithund heute bereits gelernt, dass er auf Loipen am besten in der Mitte läuft – weil sonst die Pulka in den am linken und rechten Rand der Loipe verlaufenden Klassikspurrillen kippte und dann eine Pulkabremsklaue bremste, so lief er nun brav auf dem Buckel in der Mitte und die Pulka rutschte einmal links und ein andermal rechts in die jeweilige Fahrrinne. Es ist mir schon klar, dass für Musher dasselbe Problem zu meistern war, aber ihr steht auf den Kufen und lenkt schneller als ich an der Verbindungsleine hinter der Pulka, lieber Ralf ;) Aber man lernt für und durch das Leben und als die Traktorspur wieder in einen pipifeinen Trail überging hatten wir diese Aufgabenstellung schon ganz gut im Griff – meistens jedenfalls. Im Steilstück des Zielhanges zahlte ich mit meinem zweiten Langlaufstock Lehrgeld, doch danach benötigte ich ihn an diesem Tag ja nicht mehr! Sehr zufrieden kamen wir durch´s Ziel und auch zum Stake Out.

Sannerk und Sheyenne waren sehr brav gelaufen und genossen ihre Versorgung, massage- wie futtertechnischer Art. Wir waren müde, jedoch alles andere als erschöpft: 8 Stunden und 40 Minuten Geschirrzeit war für uns eine gute Steigerung und Test. Einzig die rechte Vorderpfote von Sannerk war bei maximaler Beugung etwas schmerzempfindlich, aber nicht geschwollen. Gut, dann werden wir morgen nicht weiter steigern und scharf beobachten …

Udo „das Knie“, auch Vossi genannt, ist jetzt auch Udo „zwei Blasen“! Er hat es geschafft! Leider unter schmerzhaften Begleiterscheinungen, aber er hat es geschafft und seine Hunde waren noch gut drauf J Hut ab, Dogtrekka, gratuliere, Du hast was erlebt!

 

Bevor mir wirklich kalt wurde, ertönte der Ruf ins „Kaffeehaus Brantner“. Im Kreise „nördlicher Wildheit“ und Nachfahren (Northern Wilderness & Demavan´s sowie der Kaffeehausklan) schmeckte das Supperl hervorragend und ließ die wohlige Dusche kurz in Vergessenheit geraten. Doch durchgeschwitzt, wie ich war, erwärmte ich mich nicht ganz und so forderte ich mein Glück heraus: Würde ich Ernst finden, um zur seiner Dusche vordringen zu können oder war in der Chata Kristina noch/wieder/überhaupt heißes Wasser zum Duschen bereit? Daß mir niemand Plan B verachte! Ernst konnte ich nicht finden, aber: Erstmals in drei Jahren konnte ich in „der Kristina“ heiß duschen! Es war herrlich … Diese Zeilen gerade auf Linie gebracht kommt mir der Gedanke, dass ich erst am zweiten Tag geduscht habe - was uns wieder anhält, Erinnerungen so rasch wie möglich zu Papier oder in Dateien zu bringen! Es verhielt sich nämlich so, dass mir alleine trockenes Gewandt wohlige Wärme bescherte und als mir Ernst - oder ich ihm - in „der Kristina“ über den Weg lief, da war ich schon zu tief in Plaudereien verstrickt. Ich meldete nur noch in die Tour um, denn auf 90 km in ungefähr 13 Stunden wollte ich unsere Trainingssteigerung nach reiflicher Überlegung jetzt doch nicht treiben. Sannerk Handwurzelgelenk war noch immer nicht geschwollen und auch nicht wärmer als auf der anderen Seite und er sprang ganz unbelastet aus dem Auto, aber er hatte schon einmal nach einem Dogtrekkingmarathon gehinkt und unser Höhepunkt ist im März und die Stimmung der Hunde hochzuhalten oberstes Ziel.

Der zweite Tag wurde ein Pausentag. Ich wäre noch in meinem Startfenster auf die Strecke gegangen (Tourenfahrer starten zuletzt J), wenn meine Langlaufschuhe wieder trocken gewesen wären. Doch die Wohnwagenheizung, wo ich sie deponieren durfte, war mit der Schweißmenge in den Schuhen in der erwarteten Trocknungszeit nicht fertig geworden, was vielleicht auch an den Sporteinlagesohlen lag. „Unser Höhepunkt ist im März“ sagte ich mir, so passt es auch besser in den bisherigen Trainingsaufbau … und gab beim Start bereits entspannt meinen Pausentag bekannt. Die Dusche in „der Kristina“, die fand anschließend statt. Die Stelle an der linken Fußsohleninnenkante, die sich gestern lange unangenehm bemerkbar gemacht hatte, die entpuppte sich als kleine gerötete Stelle, doch die vier kleinen durchgescheuerten Blasen, die hatte ich überhaupt nicht gespürt. Ich sollte mir wohl auch für längere Strecken im Schnee größere Schuhe besorgen, wie sich das bei den Laufschuhen für Dogtrekkingbewerbe bewährt hat (In den Folgetagen habe ich nämlich diese offenen Blasen

anfangs immer gut gespürt.). Es wurde ein gemütlicher Tag mit Hundespaziergängen und Plaudereien, der trotzdem rasend schnell verging. Nicht einmal eine der mitgebrachten DVDs haben wir uns angesehen. Vossi ist im Laufe des Tages heimgereist, mit seinen großen offenen Blasen war an einen weiteren Start nicht freudvoll zu denken. Vertrauensvoll hat er mir noch seine Langlaufstöcke überlassen, gute Reise, Haudegen!

 

Zum Thema Langlaufstöcke verriet mir Günther, dass er seine bei Abfahrten immer in eine Hand nimmt. Meiner Analyse nach kam es immer zum Verlust eines Stockes, wenn ich den Pulkabremsbügel in Steilstücken besonders stark betätigte. Dann konnte es passieren, dass ein Skistock, der an der Schlaufe am Handgelenk hängend nachgeschleift wurde, durch einen Schneebrocken, einen Ast oder einen Stein über den Oberschenkel nach vorne gehebelt wurde und wenn sich die Stockspitze in den Trail bohrte, dann war es um seine weitere Einsatzfähigkeit geschehen. Er ist übrigens auch Pulkafahrer und war mit seinen beiden Malamutes am ersten Tag über eine Stunde flotter im Ziel als ich und er hat mit seinen beiden Kameraden auch die 90 km in 11:52´ abgespult - Respekt! Die reguläre Strecke des zweiten Tages hätte uns nämlich 55 km zum Biwakplatz geführt und nach einer Pflichtpause von vier Stunden wieder 33 km zurück.

Am dritten Tag ging es wie üblich ins Biwak, was wir uns keinesfalls entgehen lassen wollten. Außerdem ist eine aktive Erholung genau das, was uns nach unserer Startleistung gut tat und wir benötigten. Ich wählte jedoch die 32 km statt der 55, das sollte genügen. Wie zur Bestätigung der guten Laune beschleunigten die Hunde am flachen Talboden vor dem Biwakplatz noch deutlich, sodaß wir zügig und gut gewärmt ankamen.

Es war der bekannte und geliebte Höhenrücken, den wir zuvor schon wieder überquerten und der doch nie Langeweile aufkommen lässt. Immer zeigt er sich anders, nie ist es wie bei der letzten Fahrt. Auch wenn er mit den Schneemassen des Vorjahres heuer nicht aufwarten konnte, so war es oben kälter und der Rauhreif sehr kreativ. Es war wieder ein Märchenland, das den Vergleich zum Vorjahr nicht scheuen musste! Im Schein der Stirnlampe durch Schneegestöber und Nebel, vertrauensvoll hinter den Hunden her, denn ich konnte bei den Schneeverwehungen den Trail oft nicht erkennen. Aber kein Moment der Besorgnis umfing mich, wir waren unterwegs, frei, hier, wir waren, wo unser Sehnen des restlichen Jahres hinzieht. Nur bei den Abfahrten kroch die Kälte schneller durch die verschwitzte Schutzschicht und die Finger rebellierten ein wenig gegen diese Idylle.

Deshalb stoppte ich vor der gelb ausgesteckten Abfahrt zum Biwak, um mir Unterziehhandschuhe anzuziehen. Das brachte auch einen unerwarteten Vorteil: ein größeres Hundegespann kam noch an uns vorbei, sodaß ich dieses nicht im Genick hatte. Denn eines war mir nach der Abfahrt am ersten Tag klar: Ich laufe mit den Skiern in der Hand dieses Stück hinunter! Das funktionierte auch sehr gut, am Ende der gelben markierten Abfahrt hatte ich wieder warme Finger und noch immer eine vollständig einsatzbereite Ausrüstung. Es folgte eine komplikationslose Fahrt ins Biwak mit wehenden Fahnen. Dort galt eine neue Regel: Die Teilnehmer durften nicht in der Hütte verweilen, nur das Zelt war für den Aufenthalt gedacht. Bei der geringen Anzahl der Biwakierer war das gar kein Problem, alleine die beanspruchte Lagerfläche war fast um zwei Drittel kleiner als im vergangenen Jahr.

Nach dem bewährten Schema F wurden zuerst die Hunde gefüttert, dann in trockene, warme Kleidung gewechselt und schließlich das Zelt aufgestellt, die Sommerunterlagsmatte ausgebreitet und die Hunde zu Bett gebracht. Dann kam der eigene Magen und der gesellige Teil des Abends dran. Mit Gulasch a la Musher (im Hundekocher erhitzt) wurden Peter und ich von Wolfgang verwöhnt, bevor wir uns ins Zelt gesellten und unsere Bons für Speis und Trank eintauschten, unsere Biwakzigarren vernebelten und sitzend, stehend und im Freien plauderten, der Band lauschten … nach der letzten Gassirunde kuschelte ich mich mit Sheyenne und Sannerk um 00:30 Uhr zu einer guten Nacht zusammen. Die Nebeldecke sorgte für eine angenehme Nacht mit bloß – 7 °C im Zelt (letztes Jahr hatte ich – 16 °C gemessen).

Die vierte Etappe führte wie immer alle nur mehr 33 km zurück nach Deštné, was als „Selbstläufer“ gilt: wer im Biwak ist, der hat auch das Rennen so gut wie gefinisht. Letztes Jahr dachte ich schon, dass uns das nicht vergönnt wäre, denn das Pulkagstänge war nach der Abfahrt zum Biwak nicht mehr funktionstüchtig. Dank der Organisation wurden uns zwei X-back-Geschirre ins Biwak gebracht, so konnten wir skijörend die Tour beenden. Heuer fuhren wir mit der Pulka heim wie geplant.

Aus den Nebelschwaden im Tal ging es über die Schattenhänge in die sonnigen Höhen, im Gegenzug dazu wurde es deutlich kälter - was für ein Erwachen! Damit es doch nicht so ganz ein Selbstläufer wurde, dafür sorgte meine Thermosflasche. Mein Modell ist nämlich mit zwei Trinkbechern ausgestattet; ein Becher wie üblich über dem Schraubverschluß und der zweite Becher am anderen Ende. Da ich alleine unterwegs war, habe ich den Becher vom Boden abgezogen und zu Hause gelassen. Doch dieser zweite Becher ist für die Isolierkraft ebenso wichtig, wie ich nun weiß. Der am dritten Tag eingefüllte, aber nicht getrunkene, Tee war nämlich bereits am gefrieren, als ich ihn am Trail trinken wollte. Eiskristallagglomerationen ließen den Tee schon zäher fließen, wahrlich eine faszinierende Übergangsform der Aggregatzustände. Was tun? Im Vertrauen auf meinen Tee hatte ich nicht gefrühstückt … Vorsichtig trank ich vier Schlucke und schüttete den restlichen Eistee weg, denn Magenprobleme wollte ich mir wirklich nicht einhandeln. So schlitterte ich langsam und kaum merklich in den Bereich der Dehydration, noch harmlos, aber doch. Die Streckenposten der bereits reduzierten Checkpoints hatten am letzten Tag nur mehr Rum anzubieten, bis auf jene Engel des vorletzten Checkpoints, ca. 5 km vor dem Ziel. Was für eine Wohltat! Langsam, so wie sich Unkonzentriertheiten und Hoppalas eingeschlichen hatten, so langsam verschwanden diese wieder wie auch das subjektive Gefühl des Schneckentempos und den Zielhang fuhren wir ebenfalls ohne Zwischenfälle hinab. Sannerk führte unser Team und die Pulka links der Bremsrille, worin ich meinen rechten Ski tiefer führte und die Pulka wie den linken Ski gut am linken Schneewall bremsen konnte, die Langlaufstöcke dank anderem Halterungssystem am Handgelenk hängend und in der Hand haltend nach hinten fixiert. Mit uns waren nun alle im Ziel, von den Zeitnehmern mit strahlenden Gesichtern und Zurufen empfangen wie die Ersten.

„Kalter Schnee ist für Rennfahrer immer ein Problem“, meinte Hans später in der Kristina zu meiner Schilderung über die für mich erstmals derart wahrgenommenen Eigenschaften von Schnee. Der Neuschnee am Bergrücken war geradezu so klebrig, wie von den Fahrern des zweiten Tages beschrieben (während ich vom ersten Tag den Schnee als sehr führig in Erinnerung hatte). Bei der Fahrt zum Biwak wie auch am vierten Tag musste ich sogar sanft bergab mit Stockeinsatz mitbeschleunigen. Auf einem Trailstück in derselben Höhenlage mit Schatt- und Sonnlage bemerkte ich, dass der Schnee auf der Schattseite klebrig war und um die Kurve auf der Sonnseite ging es entspannt auf führigem Schnee dahin. Es war die Temperatur! Aber umgekehrt, als erwartet. Bisher habe ich bloß nassen Frühjahrsschnee als patzig und klebrig kennengelernt. Unter ca. – 10 °C bildet sich wohl dieser Wasserfilm, auf dem man ja eigentlich gleitet, zu langsam oder nicht mehr … Interessant, man lernt ja wirklich nie aus …

Sehr gute Erfahrungen hatte ich mit dem von Oliver, dem Chef von FLEISCHESLUST® und unserem großzügigen Sponsor für die Rußlandreise, „Zugesteckten“ sammeln können! Die Lammfettwürfel bescherten mir zwar ein Handicap (weil ich sie in meinem patscherten Minuten zerkleinerte und gleich eine Fingerkuppe mit halbierte), waren dafür bei beiden Hunden sofort akzeptiert und beliebt.

Der Skijöringtanga, wie ich ihn nenne, der norwegischen Firma NonStop® ist zu meinem Lieblingsteil der Verbindung Langläufer - Hunde geworden (und ich habe bereits einiges ausprobiert)! Federleicht ist er nie im Weg, ergonomisch gut geschnitten, dass nichts einschneidet und meine Hüfttasche kann ich ohne Suche nach einer Fixiermöglichkeit für meine Hunde abnehmen, um in deren Tiefen zu finden. Auch die Skijöringleine von NonStop® hat sich gut bewährt, obwohl – oder gerade weil – gut zwei Drittel der Länge aus elastischem Material gefertigt sind. Nicht zu vergessen die hauseigenen Snackwürste von FLEISCHESLUST® und die Würste. Nie wurde ein Stück davon verschmäht oder eine damit bereitete Suppe nicht getrunken – auch von Prinzessin Sheyenne nicht J

Der Erfahrungsbericht über die tolle Idee der NonStop®-Pulkageschirre, die nach abklippen zweier Zusatzgurte zu normalen Zuggeschirren mutieren (auf die ich schon über ein Jahr schielte und exakt meinen Erfordernissen am Chechlongtrail 2012 im Pulka- und Skijöringstil entsprechen), der muß leider noch warten. Die Größen haben meinen Hunden leider doch nicht gepasst. Vielen Dank Oliver, da hast Du uns bereits seit dem Ötscher-Dogtrekking 2012 mit wirklich feinen Sachen versorgt!

 

Danke Ihr Vossi-Florianis, für Euer mir stets offenes Haus und der Bereicherung für mein Erste-Hilfe-Set: Blutwurzpulver zur Blutstillung und zum Wundverschluß! Nur die Tschechisch-Stunde fiel diesmal ins Wasser ;) Einen Dank auch an Peter, der nordischen Wildheit, für die Matratze über den Hundeboxen! So konnte ich fast bei meinen Hunden schlafen. Danke an Petra und Wolfgang für alle Annehmlichkeiten eines Wohnwagens und eines Kaffeehauses in freundschaftlicher Mitte!

Danke, Andrea und Pavel und Euren schier unermüdlichen Helfern sowie der Belegschaft der Chata Kristina für Euren ungebrochenen Geist, dieses Rennen bereits zum 17. Durchgang gebracht zu haben und ihr somit genau genommen ebenso Urheber dieser Berichtes seid wie ich! Danke an Euren Tierarzt, der auch Zweibeinern seine Hilfe nicht versagt (Teufelskrallentinktur auf die Wunde und die Zunge bzw. in den Tee). Auch wenn es heuer nicht unser Saisonhöhepunkt sein konnte, es war jedenfalls THE BEST TRAININGSCAMP EVER!

Danke „Grauer“ für den rechtzeitigen Schnee mit der dazugehörigen Kältewelle, Du hältst wirklich Deine Pfote über dieses Jahresereignis! Danke natürlich auch an Sheyenne und Sannerk, meine Weggefährten und mehr!

 

J

 

In einem Jahr sind wir wieder da!

 

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