„Offiziell“: ZUGSPITZ-Ultra-DH 13 07 2013


Endlich ging ein Jahr Wartezeit zu Ende und diesmal war die Wetterprognose äußerst verheißungsvoll: Kein Berggewitter mit Schneesturm verwehrte uns Zugang noch Anblick und die zu erwartenden Temperaturen ließen Vorfreude auf eine Abkühlung im Hochsommer aufkommen.

In der einfallenden Dämmerung des Vorabends fanden wir noch das Olympiastadion von Garmisch-Partenkirchen - im Ortsteil Partenkirchen und das Skistadion, nicht das Eislaufstadion … - und ein geschütztes Biwakplätzchen in unmittelbarer Nachbarschaft obendrein. Nach gut fünfstündiger Anfahrt tat eine Schnüffelrunde bis zum Eingang der Partnachklamm Körper, Geist und Seele gleichermaßen gut.
Das Sternenzelt zeigte sich von der besten Seite und wurde von am Boden sitzenden Glühwürmchen in vergleichbarer Dichte scheinbar übergangslos unter dem Horizont fortgesetzt. Was für eine bezaubernde und zu literarischen Neubezeichnungen für die zart grünlich schimmernden Lichtspender anregende Willkommensinszenierung!
Das war der Beginn der Reduktion des anvisierten vierstündigen Schlafes auf die Hälfte …

 

Das Handy verrichtete seinen Weckdienst um 02:30 Uhr, eine SMS von Bernd folgte. Einige Meter zum Parkplatz und eine herzliche Begrüßung beendete die Aufwachphase. Adjustieren, Parkticket lösen (die Schwalben in der Laterne über dem Wechselautomaten schliefen noch fest), einige Schlückchen Kirsch-Traubensaft mit Wasser als erstes Frühstück und um 03:10 Uhr trabten wir bei herrlich erfrischenden 12 °C im Schein der Stirnlampen los. Das ist eine Temperatur, bei der sich mir am Start schon die Bekleidungsfrage stellt, aber es war wieder einmal die richtige Entscheidung, beim Start lieber etwas zu frösteln - was aber maximal in meiner Erwartung Raum hatte, von meiner Empfindung nicht bestätigt wurde. Es war im Woll-T-Shirt einfach ein herrlich erfrischender Start.

Ab dem ersten Kilometer schwelgten wir in intensiven Eindrücken: Bereits die bis zu 80 m eingesenkte Partnachklamm ist ein Wahnsinn, in Stirnlampenschein umgebender Dunkelheit wie bei Tageslicht, dann die ehrfurchteinflößend hohen Felswände des Reintales mit seinem breiten Kiesbett für die dort noch freie Partnach - inklusive Biergartenstrand der Partnachangerhütte mit tibetanischem Flair - und weiter oben die Fels- und Gletscherrestlandschaft ...

 

Doch eines nach dem anderen! Nun schreibe ich dieser tiefen Eindrücke wegen doch endlich nach fast drei Wochen den fälligen Bericht, wie im Forum von www.dogtrekking.at bereits in Erwägung gezogen. Im lockeren Trab ging es horizontal und leicht bergauf flott dahin, bis wir bereits ohne Stirnlampenlicht an der Partnachangerhütte mit seinem einladenden Strandbiergarten entschieden, unser Frühstück lieber in oder vor der Knorrhütte einzunehmen. Es brannte in der Küche zwar schon Licht, aber DAS Steilstück stand uns nun erst bevor und es war auch noch recht früh.

So wurde aus dem Lauf- ein Wanderschritt und im Schatten eines Berges konnten wir uns am Licht- und Farbspiel der ersten Sonnenstrahlen am Gegenhang erfreuen. Dieser Schatten blieb uns dank der Streckenführung und der Topographie bis in die Schneefelder treu, einfach perfekt für Dogtrekker! Unser Frühstück hielt uns nicht lange auf und frisch gestärkt ging es eine Weile in hochalpinem Terrain weiter, bis wir zuerst den Schnee und uns danach auch die Sonnenstrahlen erreichten. Kaiserwetter mit angenehmer Wadenkühlung J

Die erste Sonderprüfung war der geröllgefüllte Aufstieg zum drahtseilgesicherten Steig. Zwei Schritte vor, einer zurück, auch auf allen vieren. In diesem Abschnitt brannten die Oberschenkel und ich hätte keine Wetten abschließen wollen, ob ich das Gipfelwürstel an diesem Tag noch verdauen würde! Unsere Vorgabe war völlig frei, somit weder antreibend aber auch nicht limitierend oder selektierend: Wir gehen soweit, wie es eben geht. Die Sonne brannte ungehindert auf uns nicht mehr von der Strahlungskälte der Schneefelder Verwöhnten nieder, immer wieder blieben wir einmal stehen, nicht nur für Photos ;) Und irgendwann, wie aus dem Nichts, gesellte sich zur rot-weiß-roten Markierung ein Stahlhaken, von dem ein Stahlseil nach oben in den nackten Fels führte. Das Geröll war überstanden!!! 

Von nun an ging es deutlich angenehmer und einfacher, bloß von unserer Neugier begleitet, bergauf. Wie weit werden wir wohl kommen? Von unten betrachtet mit einem Fragezeichen versehene Passagen entpuppten sich alle als harmlos und die Kehren mit ihren kreuzenden Stahlseilen waren spätestens nach Aus- uns erneutem Einklicken der Zugleinenkarabiner überwunden. Meine beiden Hunde konnten großteils sogar nebeneinander gehen. Auf dem bayerisch-tiroler Zwischenplateauchen unter der Gipfelstation legten wir zur Entspannung der Pelzigen eine längere Pause ein.

Sheyenne und Sannerk waren doch recht aufgekratzt, die Rast im Schnee tat ihnen sichtlich gut. Sarja ließ sich vom Wind kühlen und wir Zweibeiner suchten bald windgeschützte Plätze auf. Am Gipfel hatte es um ca. 10:00 Uhr im Schatten 3 °C – das ist herrlich angenehm an der Sonne, aber bereits nach kurzer Zeit im Wind wirklich unwirtlich.

Lange war ich unschlüssig, ob ich mit zwei Hunden weiter aufsteigen sollte, zumal das letzte Stück eine schwierigere Stelle zu enthalten schien. Die ungezwungene Devise „Wir gehen soweit, wie es eben geht“ versüßte ich uns mit der Aussicht auf eine Abfahrt mit der Seilbahn zum Gletscher. Völlig problemlos erreichten wir daraufhin das Fundament der Bergstation.

Doch dort lauerte die zweite Sonderprüfung: Gitterstiegen. Da meine Hunde diese Lektion bereits mermals gemeistert hatten, dachte ich mir bei deren Anblick nicht viel, aber sie verweigerten. Als i-Punkt auf dem Klettersteig war es wohl zuviel. Die halbe Stiegenhöhe konnten wir am Fels höher steigen und ab dem Zwischenpult haben Bernd und ich sie dann einfach getragen. Sarja, die nicht getragen werden musste, versüßte derweilen einem Touristen die Zeit; seither glaubt dieser, auf sie aufgepasst zu haben J

Ein windgeschütztes Eck an der Sonne, gleich neben dem höchsten Bratwurststand Deutschlands, wartete um 10:00 Uhr noch auf uns - wir haben es geschafft!

Ein verdientes Gipfelbier, eine herrlich schmeckende Bratwurst mit einer lustig aufgebogenen Brotschnitte *, nahezu ohne Ende die Hunde streichelnde Hände, Seelenbaumeln, Ausblicke und Eindrücke genießen, einfach am Dasein und an diesem Fleck Erde erfreuen wie an der miteinander derart schön in erfüllter Vorfreude verbrachten Lebenszeit sind einige Momentaufnahmen unseres Gipfelaufenthaltes (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).

 

* Extra wegen einer vorangegangenen Blödelei (saftiges Steak zu Hause versus Wurstbrot am Gipfel) habe ich mir die Bratwurst vom höchsten Bratwurststand Deutschlands mit einer Brotscheibe statt mit einer Semmel geben lassen. Und, um mich auf Herz und Nieren zu testen, reichte mir das Schicksal durch die Hand des freundlichen Mannes - der dafür extra in die Küche lief, obwohl ich dort eh um zwei Bier anstand - eine Brotscheibe, die so trocken war, daß sie sich schon aufgebogen hatte ... Gerade seshalb mussten wir herzhaft lachen und trotzdem bleibe ich dabei: Es war ein herrliches Gipfelmahl!

Irgendwann mussten wir uns auch wieder zum Abstieg durchringen, in Anbetracht der bereits gehäufter auftretenden Seilbahntouristen war der Abschied nicht gar so hart. Bernd nahm mit Sarja den gesamten Rückweg unter die Pfoten, Sheyenne, Sannerk und ich ersparten uns den Kilometer mit dem Geröllfeld. Wir gelangten in einer Gondel schwebend zur Mittelstation am Gletscher. Seither warte ich auf Angebote aus Bollywood, denn Austauschschülerinnen aus Indien waren fast nicht abzuschütteln - von den Hunden - und haben jede Menge Photos mit den beiden „Babies“ mit nach Hause genommen …

Am Heimweg zu sein, wenn andere erst dem Ziel entgegenstreben, war schon immer ein Bonus zeitiger Unternehmungen. Wenn die Sonne aber zu ihrer Höchstform aufläuft und die Entgegenkommenden relativ zahlreich sind, dann verstärkt sich das Gefühl des Belohnten zum Quadrat J Dankbar, bergab unterwegs zu sein, näherten wir uns in freudiger Erwartung Wasser wie Biergarten. 

Während der ausgedehnten Pause nach bereits zahlreichen Eindrücken wurde uns wieder einmal bewußt, wie gut die einfachsten Dinge tun können und wie schön das Leben ist, wenn man es nur sehen und zulassen kann. Da drückte ich mit Leichtigkeit beim Kaiserschmarrn zwei Augen zu, der war im Gegensatz zur Johannisbeerschorle keine Wiederholung wert. Aber Energie hat er reichlich bereitgestellt für unseren Homerun, der erstaunlich locker vonstatten ging. Bloß am Ende, nach der Partnachklamm, wollte der Laufschritt von mir nicht mehr so locker aufgenommen werden und wir marschierten das letzte Stück zum Ausgangspunkt zurück.

Die Wehmut darüber, daß unser Ausflug eigentlich bereits der Vergangenheit angehörte, wurde durch die vielfältigen und tiefen Eindrücke wie von einem Wattebausch umhüllt. Sie hatte keine Chance aufzukommen, denn trotz nur zweier Schlafstunden war ich überhaupt nicht müde. Auch Bernd fühlte sich nach ähnlich wenig Schlaf fit genug, gleich nach der dringend erforderlichen Fütterung seiner fahrbaren Hundehütte nach Hause zu fahren. Ein Unding für mich, nach so langer Anfahrt bloß einen Tag zu verweilen! Aber ich war reichlichst mit Eindrücken versorgt, sodaß ich ohne Bedauern gegen meine sonstige Gewohnheit ebenfalls gleich die Heimreise antrat. Bloß die letzte viertel Stunde der Fahrt musste ich etwas konzentrierter sein, aber wir kamen mit der Aussicht auf einen faulen Sonntag noch am Samstag wohlbehalten zu Hause an.

 

Es war kurz und bündig ein echtes Highlight, danke Bernd und Sarja – „jederzeit“ gerne wieder!

JJJJJ

 

P.S.: Mein neuer Bildschirmschoner …